Niedergelegt am 23. April 1987 durch die Japanische Budo-Vereinigung (Nippon Budo Shingikai), definiert den Begriff „Budo“ und den Sinn der „Budo- Ausbildung“. Dem zu diesem Zwecke gegründeten „Budo-Charta-Ausschuss“ gehörten namhafte und offizielle Vertreter aus den folgenden Budo-Disziplinen an: Judo, Kendo, Kyudo, Sumo, Karatedo, Aikido, Shorinji Kempo, Naginata und Jukendo (Bajonettfechten).
DIE BUDO-CHARTA
Budo, verwurzelt im Geist der Krieger des alten Japan, ist ein Aspekt seiner traditionellen Kultur, in der sich in einer über Jahrhunderte dauernden historischen und sozialen Entwicklung die Kriegskünste vom „Jutsu“ zum „Do“ entwickelt haben. Der Grundidee folgend, nach der Geist und Technik eine Einheit sind, wurde Budo zu einer Form entwickelt und verfeinert, in der durch Disziplin, Ernsthaftigkeit, Etikette, Training von Technik und Körperkraft die Einheit von Geist und Körper angestrebt wird. Das moderne Japan hat diese Werte geerbt und sie spielen eine wesentliche Rolle bei der Bildung des japanischen Persönlichkeitscharakters. Im modernen Japan ist der Budo-Geist eine Quelle mächtiger Energie und trägt zur Befriedigung des Einzelnen bei. Heute ist Budo in der ganzen Weit verbreitet und geniesst internationales Interesse. Ein Verharren in einer ausschließlich technisch orientierten Ausbildung und ein „Gewinnen wollen um jeden Preis“ sind jedoch Beispiele dafür, dass die Essenz von Budo bedroht ist. Um eine Pervertierung der Kunst zu verhindern, sind wir aufgefordert, uns fortwährend zu prüfen und uns zu bemühen, dieses nationale Erbe zu bewahren und zu vervollkommnen. In der Hoffnung, dass die grundlegenden Prinzipien des traditionellen Budo erhalten bleiben, wurde diese Budo-Charta verfasst.
ARTIKEL 1: ZWECK
Der Zweck von Budo besteht darin, den Charakter zu kultivieren, die Fähigkeiten zur Beurteilung und Entscheidung zu erweitern und an der physischen und geistigen Ausbildung durch die Kampftechniken teilzunehmen.
ARTIKEL 2: KEIKO
In der täglichen Übung muss man beständig den Regeln des Anstandes folgen, muss den Grundlagen treu bleiben und der Versuchung widerstehen, ein ausschließlich an technischen Fähigkeiten orientiertes Training zu betreiben, anstatt die Einheit von Geist und Technik anzustreben.
ARTIKEL 3: SHIAI
In einem Wettkampf und bei der Ausführung von Kata muss sich der Budo-Geist offenbaren. Strengen Sie sich auf das Äußerste an! Siegen Sie mit Bescheidenheit, nehmen Sie Niederlagen bereitwillig an und zeigen Sie stets eine angemessene Haltung!
ARTIKEL 4: DOJO
Das Dojo ist ein geheiligter Ort für die Ausbildung unseres Geistes und Körpers. Hier müssen Disziplin, richtige Etikette und Förmlichkeit herrschen. Der Übungsort muss eine ruhige, reine, sichere und ernsthafte Atmosphäre bieten.
ARTIKEL 5: UNTERRICHTEN
Um beim Unterrichten ein wirksamer Lehrer zu sein, muss ein Budo-Meister stets danach streben, den Charakter und die Fähigkeiten seiner SchülerInnen zu kultivieren und die Beherrschung von Geist und Körper zu fördern. Er/ Sie sollte durch Gewinnen oder Verlieren nicht wankelmütig werden, keine Arroganz bei überlegener Fähigkeit zeigen, sondern stets eine Haltung zeigen, die als Vorbild geeignet ist.
ARTIKEL 6: VERBREITUNG
Beim Verbreiten von Budo soll man den traditionellen Werten und dem Wesentlichen des Trainings folgen sowie das Äußerste dazu beitragen, um diese traditionellen Künste zu erforschen und zu erhalten, mit einem Verständnis für internationale Sichtweisen.